Nach langer Pause geht’s jetzt – dafür garantiert ohne Sommerloch – weiter!
Hier kommen die Lieblingsbücher von Moni Port. Die bekannte Illustratorin, Grafikerin, Autorin arbeitet seit fast zehn Jahren in der Frankfurter Ateliergemeinschaft Labor – u.a. bekannt für die inzwischen oft kopierten Kinder Künstler Kritzelbücher.
Von ihr stammen, um nur die bekanntesten Bücher zu nennen, „Das kenn ich schon!“ (Martin Baltscheits Lieblingsbuch vom Juni 2010), „Der Krakeeler“, den sie zusammen mit Philip Waechter gemacht hat, und – ganz neu –: „Das mutige Buch“.
Moni Port stellt 4 Lieblingsbücher vor. Aber eigentlich sind es viel mehr:
"Eines meiner „Lieblingsbilderbücher“ ist MEIN TRAURIGES BUCH von Michael Rosen, illustriert von Quentin Blake. Ich entdeckte es in London in einer Buchhandlung und schon beim ersten Durchblättern war ich sehr ergriffen. Es ist ein tieftrauriges Buch.
Verfasst hat es der im engl. Sprachraum bekannte Autor Michael Rosen, der darin den Tod seines 18 jährigen Sohnes Eddie verarbeitet, … seine Traurigkeit, wie sie ihn überrollt hat, wie sie ihn manchmal aber auch sehr zornig macht und wie er gelernt hat, irgendwie mit ihr zu leben. „Ich tue nur so, als ob ich gluecklich waere. Denn ich glaube, die Leute moegen mich nicht, wenn ich traurig aussehe.” Traurigkeit verunsichert Menschen. Wie lebt man mit Traurigkeit? Der Mann versucht Trost zu finden, denkt sich Strategien aus, um seiner Traurigkeit zu entkommen. Er hat eine sehr persönliche, aber auch universelle Geschichte geschrieben. Seitenlang untröstlich und grau (die Gegenwart), wechseln mit den lebendig bunten Farben (die Vergangenheit). Eine ganz, ganz enge Komposition aus Bild und Text. Die Sprache oft sachlich, die tollen Illustrationen von Quentin Blake sind oft zittrig, fast hastig, skizzenhaft hingeworfen. Das Buch trifft genau das Gefühl von Trauer, ohne dabei sentimental oder kitschig zu sein.
(Die deutsche Ausgabe von "Mein trauriges Buch", Verlag Freies
Geistesleben, ist zur Zeit leider vergriffen, wird aber nächstes Jahr neu aufgelegt!)
Ein aktuelles Lieblingsbuch von mir ist Planet Willi von Birte Müller. Die Illustrationen zeigen das Alltagsleben mit Willi: Er trägt einen blauen Ganzkörperanzug, hat abstehende Haare. Im Zoo klettert auf Elefanten, zieht Panther am Schwanz, im Affengehege teilt er sich mit einem Affen eine Banane. Er küsst fremde Menschen ab, er ist unberechenbar im Straßenverkehr, rennt seinen Eltern davon und klettert auf jeden Fahrersitz, sobald sich eine Autotür öffnet. Seine Zunge hängt heraus, was andere Kinder missverstehen und ihm die Zunge ebenfalls herausstrecken. Birte Müller hat einen Weg gefunden, nicht-behinderten Kindern (aber was heisst das eigentlich überhaupt?) die Welt eines behinderten Kindes zu erläutern, ohne pädagogisch oder sentimental zu werden. Unabhängig davon unterscheiden sich die Zeichnungen von vielen anderen Bilderbüchern. Birte Müller schert sich nicht um Perspektive, und mich erinnert diese freie kompromisslose Art zu illustrieren an den ganz jungen Janosh. Sehr malerisch und frei. Für mich sind ihre Illustrationen ganz eng immer mit der Geschichte verknüpft. Beides ergänzt sich kongenial.
Aber weil ich schon immer Schwierigkeiten hatte mich kurz zu fassen und auf den Punkt zu kommen, hier noch zwei Empfehlungen: Nadia Buddes Bücher liebe ich auch alle, alle sehr und auch die Anton-Bücher von Ole Könnecke. Beide erzählen in Bildern und Worten ganz einfache, aber geniale Geschichten. Humor, aber auch eine tiefe Wahrheit, die über die eigentliche Geschichte hinausgeht hat zum Beispiel ANTON UND DER GROSSE STREIT. Unser siebenjähriger Sohn hat sich schlapp gelacht, weil er sich plötzlich selbst erkannt hat ... im „Wettrüsten“ der Kinder. Wochenlang wollte er es wieder und wieder lesen."
Moni Port
© "Mein trauriges Buch", Verlag Freies Geistesleben
© "Mein trauriges Buch", Verlag Freies Geistesleben
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