Christine Paxmann über: Der große Bär.
"Dieses Buch ist kein filigranes Kunstwerk, es ist kein handwerklich ausgefeilter Wurf. Es strotzt nicht vor Farben. Und es ist flächiges Photoshop-Gebimsel, ABER ....
... als der Bär versuchte einen Baum und Biber gleichzeitig zu umarmen ... spätestens an dieser Stelle des Bilderbuchs möchte man vor Glück dahinschmelzen. Derweil ist die Sache denkbar einfach, und der Beweis wieder einmal erbracht, dass das Leseglück recht wenig braucht.
Bär ist nicht wie andere Bären. Er ist ein Gut-Bär. Glücklich, wenn er die Mittiere ganz doll lieb haben darf, was sich bei ihm in herzhaften Umarmungen äußert. Noch lieber als die Tiere hat der Bär die Bäume und von der zarten Birke bis zum Jahrhundertahorn wird alles niedergeknutscht, was Blätter trägt.
So würde das schmale Büchlein mit den immer gleichen grünen und braunen Farben plakativ und grafisch sauber weiter gehen. Nicht satt sehen könnte man sich an dieser Umarmerei, die den tiefsten Frieden ausstrahlt. Aber eines Tages, just eben jenem mit der Biber-Baum-Umarmung tritt das Fremde in Bärs Leben.
Ein Holzfäller. Zum ersten Mal verspürt Bär einen tiefen Groll als sich der Mann einem seiner Lieblingsbäume mit der Axt nähert. Doch er wäre nicht der gutherzigste aller Bären, wenn er sich nun verraten würde. Der Holzfäller wird ganz nach Bärs Art kräftig in die Arme geschlossen. Solche Freundlichkeit nicht gewöhnt flieht der Mann unverrichteter Dinge, nur eine kleine Kerbe in der Rinde erinnert an das Erlebnis, das Bär mit einer heftigen Baumumarmung besiegelt. Tiefes Freuen stellt sich bei der kurzen, aber pointierten Lektüre ein. Man möchte dieses Buch als Deeskalator beruflich wie privat einsetzen und bedauert, dass die Bilderbuchtherapie hierzulande noch nicht gesellschaftsfähig ist. Dieses Buch ist die Friedensbotschaft pur und sollte in den Erste-Hilfe-Kasten eines jeden Haushalts.“
Nicholas Oldland/aus dem Englischen von Nicola Stuart: Der große Bär, Jacoby & Stuart