Das Buch, das diese Schöpferin entrückter, filigraner Bilderwelten empfiehlt, ist ein altbekanntes Märchen: Der Froschkönig: oder Der eiserne Heinrich, illustriert von Binette Schröder."
Dazu meint Nicoletta Ceccoli (eine der erfolgreichsten italienischen Illustratorinnen!):
"Ich liebe Binettes dramatischen Gebrauch von Perspektiven und Schatten in diesem Buch. Auch erschuf sie für diese Geschichte eine unheimliche, fantastische Landschaft, in der Berge, Bäume und Tiere menschliche Gesichter haben.
Ich liebe auch die Szenen mit den vielfachen Bildern, die einen wunderbaren Sinn für Bewegung schaffen. Binettes Arbeit ist surrealistisch und raffiniert. Ich liebe es, wie durchdacht ihre Kunst für das Auge eines Erwachsenen ist, und dennoch immer noch sehr kommunikativ und verlockend für Kinder."
"Der Froschkönig: oder Der eiserne Heinrich"
Jacob Grimm, Wilhelm Grimm, Binette Schroeder (Illustratorin),
Nord-Süd-Verlag, Neuauflage 2009
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Und hier die Empfehlung von Klaus Ensikat:
Klaus Ensikat war einer der berühmtesten Illustratoren der DDR. Seine Grafiken erschienen unter anderem in "Das Magazin" und im "Eulenspiegel". Nach der Vereinigung wurde er Professor für Zeichnen an der FH Hamburg. 1995 erhielt Prof. Ensikat den Kinderliteraturpreis und 1996 wurde sein Lebenswerk mit dem Hans-Christian-Andersen-Preis gewürdigt. Seine neueste Auszeichnung ist der Jugendliteraturpreis 2010 für das Buch „Das Rätsel der Varusschlacht“.
Nun aber zu dem Favoriten seiner Kindheit, bzw. dem Buch, an das er sich bis heute am liebsten erinnert: James Fenimore Cooper „Der Wildtöter“.
„Ob dieses Buch mein liebstes Kinderbuch war oder ist, kann ich gar nicht sagen. Es hat mich nur sehr beeindruckt. Es hat mich zweimal beeindruckt. Das erste Mal las ich es noch in den 40ziger Jahren, alle 5 Lederstrumpfteile in einem dicken Band und an einem Sonntag. Der Text war sicher schauderhaft verkürzt. Die Figur des Nathaniel Bumpoo ist mir aber seitdem durchaus gegenwärtig. Meine Vorstellung von Natur bzw. nordamerikanischer Wildnis durch den eher spärlichen, märkischen Wald unterstützt, hat das Buch sicher beflügelt. 30 Jahre später begegnete mir der erste Band der Lederstrumpf-Bücher “Der Wildtöter“ im Rahmen eines Illustrationsauftrages. Ich las ein mir unbekanntes, völlig neues Buch. Die Heldengeschichte eines Waldläufers, eines Pelztierjägers war die präzise Schilderung des brutalen Einblicks der europäischen Zivilisation in die Welt der amerikanischen Urbevölkerung. Ein Buch jenseits aller Indianerromantik. Der Zeitpunkt der dargestellten Ereignisse ist historisch genau positioniert. Die handelnden Personen sind differenziert gezeichnet und durchaus ökonomisch determiniert. Es spielt sicher keine Rolle, dass eine Figur wie Nathaniel Bumppo in dieser Umgebung kaum möglich gewesen wäre und auch der edle Wilde zeigt wohl nur eine bessere Möglichkeit. Cooper schreibt die Geschichte mit dem Abstand von fast 100 Jahren . Der Wildtöter erschien 1841, als letztes der Lederstrumpf – Bücher. Diese Welt war da längst verschwunden. Der Pessimismus des Autors den ökologischen Wandel betreffend, ist unübersehbar. Wir werden auf unsere gegenwärtigen Probleme verwiesen. Mehr kann man von Literatur nicht erwarten.“
Klaus Ensikat
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