So wie es viele Kinder und Erwachsene von seinen Büchern sind. Von “Was machen die Jungs?“ und “Was machen die Mädchen?“, von “Königin Gisela“ oder seinen Illustrationen zu den Märchen von Hans Christian Andersen und den Gebrüdern Grimm...
Bücher, in denen die Figuren nicht lieb und niedlich dargestellt sind, sondern, wenn es sein muss, auch fies, hundsgemein und hässlich. Wie das Leben eben. Einfach großartig.
Nikolaus Heidelbach schrieb: „Ein kleiner Junge wird rot. Nicht etwa, wenn er aufgeregt ist; auch nicht, wenn er sich geniert; und auch dann nicht, wenn er tatsächlich etwas verbrochen hat. Sondern einfach so, ohne Grund. Und deshalb wird er dauernd gefragt, warum er rot wird. Und sich selbst fragt er das auch oft. Irgendwann spielt er deshalb lieber nur noch alleine. „Ich bin ein rotes, rotes Flugzeug, ach, macht mir das Spaß.“
Dann lernt er einen Jungen kennen, der dauernd niest. Einfach so, ohne Grund. Und die zwei werden Freunde fürs Leben.
Das Buch, von dem die Rede ist, gibt es so nicht mehr. Es erschien 1971 im Diogenes Verlag (der Verlag, der von angehenden Zeichnern damals scharf beobachtet wurde) und hieß „Carlino Caramel“. Text und Bilder waren vom berühmten Sempé. Das Format war 27,7 x 25,7 cm, also groß und fast quadratisch. Es kostete damals unglaubliche 42,-DM und war für einen sechzehnjährigen Jung-Zeichner unerschwinglich und selbst als Osterwunsch reichlich unbescheiden. Ich kriegte es aber trotzdem, wenn auch mit der Auflage, meine vier Geschwister ebenfalls reinschauen zu lassen. Seitdem gehörte das Buch zur Familie und jeder behauptet noch heute, es gehöre ihm.
Heute heißt das Buch „Benjamin Kiesel“, was besser ist, weil der Junge im Original „Mercellin Caillou“ (=Kieselstein) heißt; und schlechter, weil es nur noch 19 x 11 cm groß ist. (Der Verlag ist immer noch Diogenes und wird von Zeichnern scharf beobachtet.)