Samstag, 15. März 2008

Philip Waechter, die geklaute Torte und ein Opa, den es leider nicht mehr zu kaufen gibt.

"Wer in die Fußstapfen eines anderen tritt, kann ihn nicht überholen", sagt der sog. Volksmund. Philip Waechter trat nicht in die Fußstapfen seines genialen Vaters (F.K. Waechter), er hat – auf ähnlichem Terrain – einen absolut eigenen, erfolgreichen Weg eingeschlagen. Hier sein Lieblingskinderbuch:


"Mein liebstes Kinderbuch ist zur Zeit Die Torte ist weg von Thé Tjong-Kling aus dem Moritz Verlag. Ein Bilderbuch, großformatig und ganz ohne Text, bei dem ich sofort dachte: ach solch ein Buch hätte ich auch gerne gemacht.



Zu allererst gefallen mir die Bilder. Einfach anmutende, ganz lockere und präzise Tuschezeichnungen mit Aquarellfarben koloriert. Tolle, verrückte Figuren (z.B. Chamäleons, die ich so noch nie gesehen habe) in einer ebenso seltsamen Landschaft.

Was passiert? Zwei Ratten klauen der Hundefamilie eine Torte vom gerade gedeckten Gartentisch, versuchen zu flüchten und beziehen am Ende eine verdiente Tracht Prügel. Es passiert aber noch viel, viel mehr. Mit jedem Mal Angucken entdeckt man weitere Geschichten, erkennt Zusammenhänge und ist überrascht darüber, wer alles mit wem zu tun hat.



Einerseits funktioniert "Die Torte ist weg" wie ein Wimmelbuch. Man kann viel Zeit mit dem Buch verbringen, lange, lange gucken und Dinge entdecken, andererseits ist es trotzdem angenehm übersichtlich, grafisch klar, nicht allzu wimmelig und wuselig.



Diese Buch hat alles, was man sich wünscht Dramatik, Tempo, Romantik, Moral und natürlich die Botschaft, dass man Hunden keine Torte klauen darf.

Gefragt nach dem Lieblingbuch meiner Kindheit, fällt mir sofort "Opa Huckes Mitmachkabinett" von meinem Vater Fritz ein. Es ist ein großartiges Buch, voller Leben, gleichzeitig ein Bilder-, Lese-, Bastel-, Comic-, Spiel- und Rätselbuch, alles in einem. Ich habe das Gefühl einen ganzen Lebensabschnitt mit diesem Buch verbracht zu haben, ohne dass es mir langweilig geworden wäre.


Meine Liebe zu diesem Buch ist aber sicherlich auch darin begründet, dass ich bei keinem anderen Buch meines Vaters in solch einem Maße das Gefühl hatte mitgewirkt zu haben, wie hier. Eigentlich ist "Opa Hucke" nicht nur das Buch meines Vaters, sondern vielmehr auch das meiner Brüder und mir. Ich kann mich erinnern, dass wir vieles, was es in diesem Buch gibt, gemeinsam ausprobiert, besprochen und erfunden haben. Auch habe ich während des Entstehens viele Stunden am Schreibtisch meine Vaters verbracht und habe einfach nur zugeguckt, fasziniert, wie mein Vater zeichnen konnte.


Ich erinnere mich aber auch daran, dass diese Buch ein Werk mit einigen Pannen war. Am Ende des Buches gab es Seiten mit Erklärungen, Anmerkungen, und Lösungen, die die verschiedenen Geschichten, Aufgaben ergänzten oder erklärten. Diese Seiten mußten immer wieder umgeschrieben, ergänzt und verbessert werden, weil manche Dinge eben nicht richtig funktionierten oder in Ihrer Beschreibung nicht eindeutig waren.


Z.B. gab es eine Seite, auf der ein fluchender Mann abgebildet war, der sich wahnsinnig ärgert. Aufgabe war es eine kleine Beere zwischen die Seite zu legen, und das Buch schwungvoll zu schließen und mit der eingeklemmten und platzenden Beere einen Fleck (auf die Weste des Mannes) zu machen, der dann Auslöser für den Ärger gewesen sein soll.




Mein Vater war völlig überascht davon, welch einen Riesenfleck eine kleine Johannisbeere in einem zugeklappten Buch erzeugt und dachte mit Grauen an die Beschwerdebriefe der Eltern, deren Kinder diesen Fleck mit einer großen Erdbeere zu machen versuchten. Ich hatte an solchen Dingen natürlich Riesenspaß.

"Opa Huckes Mittmachkabinett" gibt es leider schon seit vielen Jahren nicht mehr zu kaufen. Als ich beim Verlag nachfragte, warum man dieses Buch nicht noch einmal auflegen wolle, sagte man mir, dass dies ein typisches Siebzigerjahre-Buch sei, dass man so heute nicht mehr machen könne. So richtig verstanden habe ich das nicht. Aber um das zu beurteilen, fehlt mir sowieso die Objektivität. Schade ist es allemal."

Philip Waechter

Donnerstag, 28. Februar 2008

Wen Axel Scheffler am liebsten mag.

Axel Scheffler, der selbst wiederum zu meinen Lieblingsillustratoren gehört – (unschlagbar der Grüffelo und He Duda) schrieb mir heute.



Lieber Werner Holzwarth – e i n Lieblingsbuch? Das ist schwierig. Es gibt zu viele. Aber es könnte eigentlich jedes Bilderbuch von William Steig sein. Mir gefällt der Witz und die Intelligenz in Zeichnung und Erzählung. Sein Tonfall und die Skurrilität der Geschichten. Wie er mit sparsamen Mitteln Atmosphäre schafft und die Emotionen der Figuren präzise darstellt.

Herzliche Grüße Axel Scheffler


Nun, hier eines der berühmtesten Kinderbücher von William Steig:



Doktor de Sotos Abenteuer.
Der Zahnarzt Dr. De Soto und seine Frau und Assistentin Deborah haben ihre Praxis für Tiere jeder Größe eingerichtet. Wenn sie ähnlich groß sind wie das Mäusepaar, dürfen sie auf dem Behandlungsstuhl Platz nehmen, größere Tiere auf dem Fußboden, für noch größere, wie zum Beispiel Esel, gibt es einen eigenen Raum, in dem der Doktor mit Hilfe eines Flaschenzugs die Behandlung durchführt. Katzen und anderen gefährlichen Tieren ist der Zugang streng untersagt. Doch eines Tages steht ein Fuchs mit starken Zahnschmerzen vor der Tür. Weil die Mäuse ein gutes Herz haben behandeln sie ihn. Doch kaum geht es ihm besser, gelüstet es ihm nach einem köstlichen Mahl...

Montag, 11. Februar 2008

"Schabernack" - vorgestellt von Sophie Schmid,

die unter anderem: „Und was macht die Maus am Donnerstag“ und „Der Mann und die Gans“ illustriert hat.



„Das Bilderbuch „Schabernack“ von Margaret Klare und Claudia Schmid, erschienen im Peter Hammer-Verlag, gehört zu meinen absoluten Lieblingsbüchern. In der Geschichte geht es um drei Freunde, Schnick, Schnack und Schabernack, die einen Berg besteigen und am Gipfel allerlei Getier treffen, welches von Schabernack zum Abtransport nach unten in einen Sack gepackt wird.

Der Sack reißt auf, alle fallen raus und mit ihnen eine riesenhafte Kakerlake. Diese frisst sofort alle Tiere samt den drei Freunden auf. Darauf hin zerreißt es sie und die ganze Schar ist wieder frei. Das war’s.

Am meisten erfreut mich an dem Text, außer den wunderbaren Reimen, dass er überhaupt keine Botschaft hat und nur zum puren Vergnügen geschrieben zu sein scheint. Keine wichtige Lektion, keine pädagogisch wertvolle Moral, einfach nur Schabernack.

Ich glaube jeder Illustrator sehnt sich nach solchen Texten. Sie lassen der Fantasie freien Lauf und einen Freiraum zur eigenen Interpretation. Genau das wurde hier voll ausgenutzt. Und zwar mit fantasievoller Leichtigkeit . So ist zum Beispiel der Berg, den die drei Freunde besteigen ein liegender, dicker Mann, der auf dem Kopf eine Mütze hat, auf der ein Wald wächst, um nur ein Beispiel zu nennen.



Ein Buch, das von vorne bis hinten einfach wunderbar gelungen ist."

 























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