Samstag, 24. Dezember 2011

Zu Weihnachten lässt es Daniel Napp so richtig (Dr.) brummen!

Er hat den kleinen Wassermann von Otfried Preußler neu in Szene gesetzt und Lotta ganz groß herauskommen lassen, doch die größte Fan-Gemeinde besitzt immer noch sein liebenswerter, tollpatschiger, bärenstarker Dr. Brumm, der übrigens jetzt gerade in allen Buchhandlungen das feiert, was ich Ihnen hiermit wünsche: Fröhliche Weihnachten.

Doch bevor es soweit ist, verrät uns Daniel Napp noch, dass er nicht nur eins, sondern mindestens vier Lieblingsbücher hatte, die ihn auf seinem Weg zu einem der aktuell erfolgreichsten deutschen Illustratoren (siehe: www.daniel-napp.de) begleitet und beeinflusst haben:

„Als Kind hatte ich zwei Lieblingsbilderbücher: »Der Maulwurf Grabowski« und »Ein Haus für Barbapapa«. Beide handeln von Vertreibung. Das gemeinsame Thema beider Bücher halte ich heute eher für einen Zufall. Ihr ganz besondere Reiz lag vor allem darin, dass ich mich mit den Protagonisten sehr stark identifizieren konnte.

Familie Barbapapa wächst und wächst, so dass sie nicht länger Platz im Gartenhaus findet. Zum Glück findet sie eine alte Villa. Doch kaum hat sie das Haus bewohnbar gemacht, kommen schon die Bagger, um es abzureißen. Wie oft habe ich mit den Barbapapas bei ihrem Kampf gegen die Maschinen mitgefiebert!




copyright (1971) Annette Tison and Talus Taylor, renewed (2003) Annette Tison / 
Deutsche Ausgabe im Atlantis Verlag 2007 


copyright (1971) Annette Tison and Talus Taylor, renewed (2003) Annette Tison / 
Deutsche Ausgabe im Atlantis Verlag 2007 



Eine ähnliche Geschichte ist die vom Maulwurf Grabowski. Im Gegensatz zu den Barbapapas ist er jedoch völlig auf sich allein gestellt. Die Empathie mit dem Helden war um so größer. Die Bilder sind so stark, dass die Geschichte nur wenige Worte braucht: Ein Bild, wie das des über die Straße robbenden Maulwurfs, spricht für sich selbst. Am Ende findet Grabowski eine große Wiese, in die er glücklich einen neuen Hügel gräbt. Meine Kindheitserinnerungen an das Ferienparadies Bad Tölz werden wach!


Erst zwanzig Jahre später, während meines Studiums in Münster, habe ich wieder angefangen, Bilderbücher zu lesen. Eigentlich wollte ich Comic-Zeichner werden – wer will schon Kinderkram machen? Aber dann zog ich zufällig das Buch »Vom kleinen Maulwurf, der wissen wollte, wer ihm auf den Kopf gemacht hat« aus dem Regal unserer FH-Bibliothek. Was für eine Geschichte! Was für Illustrationen!



Und was für ein Finale ... »Wie du mir, so ich dir!« Werner Holzwarth ist ein Meister des Weglassens. Über den kleinen Maulwurf wissen wir überhaupt nichts, und doch ist er uns so vertraut. Viele Romanautoren brauchen dafür 300 Seiten.



Sven Nordqvist vereint, als Autor und Illustrator, ähnliche Qualitäten in einer Person. Mein Lieblingsbuch von ihm ist »Eine Geburtstagstorte für die Katze«. Am Anfang der Geschichte deuten die Nachbarn an, dass sie die Hauptfigur, Pettersson, für verrückt halten. Aber der alte Mann ist sehr wohl noch bei klarem Verstand. Trotzdem führt sein Handeln dazu, dass er für seinen Nachbarn Gustavsson am Ende als kompletter Spinner dasteht. Durch den Kunstgriff dieser Klammer macht Nordqvist aus einer an sich harmlosen Geschichte Literatur.

Dienstag, 13. Dezember 2011

In der Weihnachtsausgabe lässt es Daniel Napp so richtig (Dr.) brummen!


Er hat den kleinen Wassermann von Otfried Preußler neu in Szene gesetzt und Lotta ganz groß herauskommen lassen, doch die größte Fangemeinde besitzt immer noch sein liebenswerter, tollpatschiger, bärenstarker Dr. Brumm, der übrigens jetzt gerade in allen Buchhandlungen das feiert, was ich Ihnen hiermit wünsche: Fröhliche Weihnachten.

Doch bevor es soweit ist, verrät uns Daniel Napp noch, dass er nicht nur eins, sondern mindestens vier Lieblingsbücher hatte, die ihn auf seinem Weg zu einem der aktuell erfolgreichsten deutschen Illustratoren (siehe: www.daniel-napp.de) begleitet und beeinflusst haben:

„Als Kind hatte ich zwei Lieblingsbilderbücher: »Der Maulwurf Grabowski« und »Ein Haus für Barbapapa«. Beide handeln von Vertreibung. Das gemeinsame Thema beider Bücher halte ich heute eher für einen Zufall. Ihr ganz besondere Reiz lag vor allem darin, dass ich mich mit den Protagonisten sehr stark identifizieren konnte.

Familie Barbapapa wächst und wächst, so dass sie nicht länger Platz im Gartenhaus findet. Zum Glück findet sie eine alte Villa. Doch kaum hat sie das Haus bewohnbar gemacht, kommen schon die Bagger, um es abzureißen. Wie oft habe ich mit den Barbapapas bei ihrem Kampf gegen die Maschinen mitgefiebert!



copyright (1971) Annette Tison and Talus Taylor, renewed (2003) Annette Tison / 
Deutsche Ausgabe im Atlantis Verlag 2007 

copyright (1971) Annette Tison and Talus Taylor, renewed (2003) Annette Tison / 
Deutsche Ausgabe im Atlantis Verlag 2007 

Eine ähnliche Geschichte ist die vom Maulwurf Grabowski. Im Gegensatz zu den Barbapapas ist er jedoch völlig auf sich allein gestellt. Die Empathie mit dem Helden war um so größer. Die Bilder sind so stark, dass die Geschichte nur wenige Worte braucht: Ein Bild, wie das des über die Straße robbenden Maulwurfs, spricht für sich selbst. Am Ende findet Grabowski eine große Wiese, in die er glücklich einen neuen Hügel gräbt. Meine Kindheitserinnerungen an das Ferienparadies Bad Tölz werden wach!


Erst zwanzig Jahre später, während meines Studiums in Münster, habe ich wieder angefangen, Bilderbücher zu lesen. Eigentlich wollte ich Comic-Zeichner werden – wer will schon Kinderkram machen? Aber dann zog ich zufällig das Buch »Vom kleinen Maulwurf, der wissen wollte, wer ihm auf den Kopf gemacht hat« aus dem Regal unserer FH-Bibliothek. Was für eine Geschichte! Was für Illustrationen!


Und was für ein Finale ... »Wie du mir, so ich dir!« Werner Holzwarth ist ein Meister des Weglassens. Über den kleinen Maulwurf wissen wir überhaupt nichts, und doch ist er uns so vertraut. Viele Romanautoren brauchen dafür 300 Seiten.

Sven Nordqvist vereint, als Autor und Illustrator, ähnliche Qualitäten in einer Person. Mein Lieblingsbuch von ihm ist »Eine Geburtstagstorte für die Katze«. Am Anfang der Geschichte deuten die Nachbarn an, dass sie die Hauptfigur, Pettersson, für verrückt halten. Aber der alte Mann ist sehr wohl noch bei klarem Verstand. Trotzdem führt sein Handeln dazu, dass er für seinen Nachbarn Gustavsson am Ende als kompletter Spinner dasteht. Durch den Kunstgriff dieser Klammer macht Nordqvist aus einer an sich harmlosen Geschichte Literatur."




Donnerstag, 3. November 2011

Jacky Gleich über laufende Bilder und Standfotos

Kleines Vorwort in eigener Sache: Es tut mir leid, dass Sie so lange auf diesen Blogbeitrag warten mussten. Aber inzwischen ist auch sehr viel passiert: wir sind von Frankfurt nach Tübingen umgezogen, die Buchmesse hat stattgefunden und in Weimar begann das Wintersemester.

Heute kommt eine Illustratorin zu Wort, die schon lange auf meiner Lieblingsliste steht und die einen unheimlichen Output an guten Bücher hat: Jacky Gleich.

Hier ihre Meinung in puncto Lieblingsbuch:
"Wesentlich angeregt, haben mich sehr früh Jiri Salamoun (z.b. MAXI HUND FIPS) und Werner Klemke (z.b Ferdinand, der Stier).



Bei beiden hat mich schon immer die Art ihres Erzählens fasziniert - eine filmische Art, ein Weitererzählen, Interpretieren - eben kein bloßes Bebildern, wie es leider heute immer öfter zu sehen ist. Vielleicht hab ich deshalb erst Film studiert und Filme gemacht, um das zu lernen - filmisch denken, also in laufenden Bildern, nicht in Standfotos.

Auf Salamoun bin ich immer neidisch, weil sein Strich so locker, so leicht, so zufällig und doch so pointiert ist und die Gesichter und Gesten so ausdrucksstark sind. Klemke hat, außer dass er tolle Bücher gemacht hat - fantastisch reduziert -, viele schöne Sätze gesagt (die sich besonders die jungen Illustratoren zu Herzen nehmen könnten):

"Neben der Arbeit für das Buch habe ich immer vieles andere getan. Ich glaube, es gibt nichts Schlimmeres, als sich zu spezialisieren. Ich habe viel für die Presse gezeichnet, Plakate gemacht, Prospekte, Typographien, Ausstellungstafeln, habe Schrift gezeichnet, Bühnenbilder und Kostüme entworfen und immer wieder – bloß so und für mich gezeichnet, gemalt und herumprobiert."

Ich hab nie die klassischen Donald Comics usw. gemocht. Das war mir zuviel Gewusel und letztlich ist das bis heute noch so.

Wenn ich heute eine Zeichnerin sehr mag, die in Richtung Comic geht, dann ist das Nadia Budde. und auch hier gefällt mir die Reduktion, Beschränkung auf das Wesentliche, die Art des Humors. mir gefällt auch diese Art "Schlampigkeit", die ihre Bilder haben, obwohl das Wort negativ klingt … ich lach sehr viel nur schon über ihre Gesichtsausdrücke.
Ich hab es gern, wenn sich Illustration nicht zu ernst, zu kunstvoll nimmt, so gekonnt und wichtig.


Was mir am meisten an Erlbruch gefällt: ich hab das Gefühl, er reduziert seine Bilder immer mehr, weil es alles nicht wichtig ist, auch Illustration nicht. Was kann man noch sagen, was nicht sowieso schon in jedem drin ist... drin sein sollte. Das ist natürlich in gewisser Weise arrogant.


In Deutschland gibt es zuviel Angst vor nicht verstandenen Bildern...
So das wars. Ich hoffe, das reicht. Irgendwie ist das auch komisch, so was aufzuschreiben. Das wirkt dann so endgültig und vielleicht in einem Jahr ist das ganz anders.“

Danke, Jacky Gleich. Werde in einem Jahr noch mal nachfragen :-)

 























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