Donnerstag, 2. Dezember 2010

Christine Paxmann und der Gutbär.

Christine Paxmann schreibt, illustriert und konzipiert zwar auch selbst, ist daneben aber auch Herausgeberin der Fachzeitschrift für Kinder- und Jugendbuchliteratur Eselsohr, in der Monat für Monat interessante Neuerscheinungen vorgestellt werden. Deshalb war es für mich natürlich besonders reizvoll, ihr Lieblingsbuch kennenzulernen.

Christine Paxmann über: Der große Bär.


"Dieses Buch ist kein filigranes Kunstwerk, es ist kein handwerklich ausgefeilter Wurf. Es strotzt nicht vor Farben. Und es ist flächiges Photoshop-Gebimsel, ABER ....

... als der Bär versuchte einen Baum und Biber gleichzeitig zu umarmen ... spätestens an dieser Stelle des Bilderbuchs möchte man vor Glück dahinschmelzen. Derweil ist die Sache denkbar einfach, und der Beweis wieder einmal erbracht, dass das Leseglück recht wenig braucht.


Bär ist nicht wie andere Bären. Er ist ein Gut-Bär. Glücklich, wenn er die Mittiere ganz doll lieb haben darf, was sich bei ihm in herzhaften Umarmungen äußert. Noch lieber als die Tiere hat der Bär die Bäume und von der zarten Birke bis zum Jahrhundertahorn wird alles niedergeknutscht, was Blätter trägt.


So würde das schmale Büchlein mit den immer gleichen grünen und braunen Farben plakativ und grafisch sauber weiter gehen. Nicht satt sehen könnte man sich an dieser Umarmerei, die den tiefsten Frieden ausstrahlt. Aber eines Tages, just eben jenem mit der Biber-Baum-Umarmung tritt das Fremde in Bärs Leben.


Ein Holzfäller. Zum ersten Mal verspürt Bär einen tiefen Groll als sich der Mann einem seiner Lieblingsbäume mit der Axt nähert. Doch er wäre nicht der gutherzigste aller Bären, wenn er sich nun verraten würde. Der Holzfäller wird ganz nach Bärs Art kräftig in die Arme geschlossen. Solche Freundlichkeit nicht gewöhnt flieht der Mann unverrichteter Dinge, nur eine kleine Kerbe in der Rinde erinnert an das Erlebnis, das Bär mit einer heftigen Baumumarmung besiegelt. Tiefes Freuen stellt sich bei der kurzen, aber pointierten Lektüre ein. Man möchte dieses Buch als Deeskalator beruflich wie privat einsetzen und bedauert, dass die Bilderbuchtherapie hierzulande noch nicht gesellschaftsfähig ist. Dieses Buch ist die Friedensbotschaft pur und sollte in den Erste-Hilfe-Kasten eines jeden Haushalts.“ 

Nicholas Oldland/aus dem Englischen von Nicola Stuart: Der große Bär, Jacoby & Stuart

Sonntag, 7. November 2010

Manuela Olten, die Bücheranschauerin.

Manuela Olten studierte visuelle Kommunikation mit dem Schwerpunkt Kinderbuchillustration. Gleich für ihr erstes Buch "Echte Kerle" erhielt sie 2004 den Oldenburger Kinder- und Jugendliteraturpreis.

Da die Abdruckrechte für ihr Lieblingsbuch vom Verlag nicht zu bekommen waren, kann leider nur der  Titel abgebildet werden. Als Ausgleich dafür gibt's einfach mehr Abbildungen aus Manuela Oltens echt tollen Echten Kerlen:



© Bajazzo Verlag

"Also, ein Buch, das ich wirklich sehr, sehr gern mag ist: "The big rabbit's bad mood" von Delphine Durand. Ich mag dieses Buch aufgrund des Illustrationsstils. Alles andere interessiert mich an diesem Buch nicht. Ich glaube, der Inhalt ist auch ganz okay. Aber dieser Zeichenstil und diese zurückhaltende Farbgebung haben es mir angetan. 


Ich habe einige Bilderbücher zu Hause, deren Inhalt ich kaum kenne, weil ich mir immer nur die Bilder anschaue, und einfach nicht genug davon bekommen kann. Ich bin also ein Bücheranschauer, zumindest bei Bilderbüchern.

Aber da war ja auch noch die Frage nach Lieblingsbüchern meiner Kindheit: Ich habe schon sehr früh angefangen, Krimis zu lesen. Alles, was mir damals in die Finger kam. Am häufigsten waren es Agatha Christie Krimis. Bis heute bin ich ein Krimi-Fan und höre beim Illustrieren eigentlich immer Krimihörbücher. Ich frage mich oft, ob das wohl meinen Illustrationsstil beeinflusst???"

Manuela Olten

Samstag, 16. Oktober 2010

Gruezi, Hannes Binder!





Mit seiner unglaublich eindrucksvollen Umsetzung des Mörike-Gedichtes „Um Mitternacht“ war er einer meiner Favoriten beim diesjährigen deutschen Jugendliteraturpreis in der Sparte Bilderbücher: der bekannte Schweizer Illustrator und Maler Hannes Binder. Der „Meister der Schabkarton-Technik“ wurde berühmt durch seine Krimi-Comics nach Romanen von Friedrich Glauser, erhielt u. a. aber auch Auszeichnungen für die Illustrationen zur Jugendsage „Die Schwarzen Brüder.

Hier Hannes Binder über sein Lieblingskinderbuch:

„Man hat zu verschiedenen Zeiten entsprechende Lieblingsbücher. Als Kind war das bei mir "Doktor Dolittles Zirkus". Und zwar ist mir eine der markanten jugendstiligen Illustrationen bis heute geblieben. Man sieht in einer Allee Dr. Dolittle und den Katzenfuttermann, der mit einem viel zu langen Arm etwas hoch hebt. Die Bildlegende prägte sich ebenso tief ein: "Matthäus schwenkte sein Brot zum Himmel empor." Diese Nichtigkeiten einer skurrilen Gegenwelt finde ich ganz toll.

Aber ich will von meinem aktuellen Lieblingsbilderbuch reden.

Ich begegnete ihm in Mailand, der nächsten großen Metropole des Auslandes, wo ich mich gerne inspiriere. Der italienische Titel des großen, roten Buches von Chen Jianghong war "Io e Mao"- Ich und Mao, viel stärker als in der deutschen Übersetzung "An Großvaters Hand". 


Ich war sofort begeistert von der Unmittelbarkeit der Handzeichnung, von dem Abenteuerlichen des Handwerks. Man spürte die verschiedenen Zeichenwerkzeuge. Pinsel, Feder, der Widerstand auf dem Papier. Die Leichtigkeit der Skizze ist hier erhalten geblieben. 


Chen hat eine große Sicherheit im Wählen des richtigen Moments und des Ausschnitts in den Panels. Wir erleben seine Kindheit an der Hand des Großvaters und lernen ganz viele kleine handwerkliche Details aus Küche und Haushalt kennen. Es sind diese kleinen Handreichungen aus der Kinderperspektive, die das Buch so packend und glaubwürdig machen. 


Wir erleben die Kulturrevolution, den Verlust des Individuellen mit Kinderaugen. Im Gegensatz zu vielen Comics oder Graphic novels zu politischen Umbrüchen, ist es hier das Fehlen jeglichen Clichés, das die große Qualität ausmacht.“

Eduard Mörike und Hannes Binder, "Um Mitternacht" - © Bajazzo Verlag
Chen Jianghong, "An Großvaters Hand", © Moritzverlag

 























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