Dienstag, 22. Mai 2012

Isabel Kreitz über den Favoriten Ihrer Kindheit und ihr aktuelles Lieblingskinderbuch.


Ist sie „Deutschlands beste Comiczeichnerin“, wie Die Woche schrieb? Sehr vieles spricht dafür. 
Z.B. wenn man auf die Preise schaut, die sie in den letzten Jahren gewann: Den 1. Deutschen Comicpreis als beste deutschsprachige Comic-Künstlerin auf dem Comic-Festival Hamburg, den Max-und-Moritz-Preis in der Kategorie "Beste deutschsprachige Comic-Publikationen für Kinder und Jugendliche" für Der 35. Mai – als Comic, auf dem Comic-Salon Erlangen. Den Sondermann-Preis in der Kategorie Comic-Eigenpublikation für Die Sache mit Sorge und den gleichen Preis noch einmal in der gleichen Kategorie für Haarmann.

Spannend zu erfahren, welches Kinderbuch diese fantastische Illustratorin, die u.a. den Stil von Walter Trier so wunderbar adaptiert, für das schönste hält:


"Der Zauberlehrling", illustriert von Tomi Ungerer, hat auf mich die stärksten Eindrücke hinterlassen. Um den Text, mit dem Barbara Hazen Goethes Zauberlehrling nacherzählt, habe ich mich seinerzeit wenig gekümmert, denn es wurde sehr selten vorgelesen. Ich kann mich aber gut daran erinnern, wie gern und ausdauernd ich die Bilder betrachtet habe, die so viele kleine Entdeckungen zuließen. Der Illustrator hat wunderbar wenig Rücksicht auf die kindliche Psyche genommen. Das Schloss des Zauberers ist voller geheimnisvoller Gewölbe und Öffnungen, in denen sich Monstren, Mumien und Mutationen tummeln. Schleimige Tentakeln baumeln über Brunnenränder oder ringeln sich aus dunklen Löchern, Ersatzgebiss und Zahnbürste des Zauberers liegen am Rand des großen Wasserbeckens, das der Zauberlehrling täglich auffüllen muss. Die Katastrophe entwickelt sich rasant, die Bilder werden zu Sequenzen, man möchte die Seiten immer schneller umblättern um zum "Show Down", der Rückkehr des Zauberers, zu kommen. Für die Texte bleibt da sowieso keine Zeit.

Ein aktuelles Kinderbuch, das auch bestens ohne Text auskommen würde, ist "Die Straße. Eine Bilderreise durch 100 Jahre" mit Illustrationen von Gerda Raidt.


Sieben Doppelseiten, auf denen der sich wandelnde, immer gleiche Ausschnitt einer Straße samt Querschnitt eines Hauses abgebildet ist. Die Idee ist nicht neu, die sich verändernde Landschaft bzw. Stadt gab es bereits 1973 und 1976 in den wunderbaren von Jörg Müller gestalteten Bilderbögen. In Gerda Raids Buch geht es allerdings nicht um Kritik am Fortschrittsglauben, der Zeitraum ist viel weiter gefasst, als bei Müller. Die Strasse erlebt bewegte Zeiten, u.a. zwei Weltkriege und eine Wiedervereinigung. Da hängt das Adolf Hitler Bild zunächst im Wohnzimmer, einen Bilderbogen später kann man es auf dem Dachboden wiederfinden und an der Wohnzimmer-Tapete leuchtet ein heller Fleck. Auch Stilgeschichtliches gibt es zu lernen. Die Ausstattung reicht von der dunkel gebeizten Schlafzimmergarnitur bis zum Billy Regal. Als Kind hätte mich dieses Buch fasziniert, als Erwachsene freue ich mich sehr darüber.“

1931

1945

1971 © Gerda Raidt

Montag, 9. April 2012

Lache, Bajazzo!


Einen meiner Lieblinge, den Bajazzo-Verlag, gibt es nicht mehr. Oder besser gesagt: Als eigenständiger Verlag unter der Leitung von Ingrid Rösli und Thomas Minssen ist er nicht mehr existent.

Aber – gute Nachricht – seine tollen Bücher leben weiter. Und zwar unter einem sehr renommierten Dach: dem von Beltz. Ich glaube schon, dass sie sich da wohl fühlen werden, die echten Kerle, oder die Maus, die was-auch-immer am Donnerstag macht, und der Löwe, der nicht schreiben konnte... Insgesamt 8 Nominierungen für den Deutschen Jugendliteraturpreis konnte das kongeniale Duo mit dem fantastischen Blick für gute Geschichten in 15 Jahren für ihren Verlag verbuchen. Umso spannender jetzt die Frage nach dem Lieblingsbuch.

Ingrid Rösli schrieb:
Mein Lieblingsbuch ist "Das Baumhaus" von Marije Tolman / Ronald Tolman.

Dieses Buch ohne Worte ist für mich eines der zärtlichsten, tröstlichsten Bilderbücher, die ich kenne. Kommt hinzu, dass ich absolut verrückt nach Bären bin. Besonders faszinierend: Die Bilder wurden zusammen von zwei Künstlern gestaltet, die "zufälligerweise" Vater und Tochter sind und offenbar beide viel Sinn für Humor haben. Der Bildhauer, Grafiker und Maler Ronald Tolmann hat radiert, und die Illustratorin Marije Tolmann hat illustriert - mit einem faszinierenden Ergebnis.

Dieses "Lieblingsbuch" wurde übrigens für den Jugendliteraturpreis nominiert. Wir hätten es sehr gerne herausgegeben!

Donnerstag, 8. März 2012

In Ali Mitgutschs Lieblingsbuch wimmelt es. Wen wundert's?


Als Väter der Wimmelbilder werden Leute wie Hieronymus Bosch und Pieter Brueghel d. Ä. genannt. Vater der Wimmelbilderbücher ist jedoch – unstrittig – nur einer: Ali Mitgutsch. 

Jeder Leser dieses blogs kennt seine überdimensionalen Bilderbuchgeschichten, die sich bis heute über 4 Millionen mal verkauften und ihm zu Recht den Deutschen Jugendbuchpreis einbrachten. Wimmelbücher, in denen es noch liebenswert politisch unkorrekt zugeht. In denen beim Sonnenbaden auch mal Pobacken zu sehen sind, Piraten sich hemmunglos betrinken und Kinder schon mal frech in die Ecke pinkeln.

Ali Mitgutsch ist sehr beeindruckt von Hans-Joachim Gelbergs Buch „Wo kommen die Worte her?“.


Er meint dazu:
„In diesem Buch hat Hans-Joachim Gelberg eine Reihe von neuen, poetischen mit warmem Humor geschriebenen Gedichten und eindrucksvolle Illustrationen miteinander versammelt. Man kann diese Arbeit jedem Kinderbuchfreund nur dringend ans Herz legen, weil hier ein repräsentativer Querschnitt aus dem aktuellen Schaffen deutschsprachiger Kinderbuchautoren und Illustratoren so wunderbar und mit viel Hingabe an die Sache, vereint worden ist.“

Leider konnte ich die Abdruckrechte für einzelne Seiten dieses beeindruckenden (Wimmel-)Buches mit Gedichten und Illustrationen von rund 200 AutorInnen und IllustratorInnen nicht erhalten, jedoch findet sich unter

http://www.beltz.de/fileadmin/beltz/leseproben/978-3-407-79986-9.pdf

eine wunderschöne Leseprobe.


 























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