Samstag, 16. Oktober 2010

Gruezi, Hannes Binder!





Mit seiner unglaublich eindrucksvollen Umsetzung des Mörike-Gedichtes „Um Mitternacht“ war er einer meiner Favoriten beim diesjährigen deutschen Jugendliteraturpreis in der Sparte Bilderbücher: der bekannte Schweizer Illustrator und Maler Hannes Binder. Der „Meister der Schabkarton-Technik“ wurde berühmt durch seine Krimi-Comics nach Romanen von Friedrich Glauser, erhielt u. a. aber auch Auszeichnungen für die Illustrationen zur Jugendsage „Die Schwarzen Brüder.

Hier Hannes Binder über sein Lieblingskinderbuch:

„Man hat zu verschiedenen Zeiten entsprechende Lieblingsbücher. Als Kind war das bei mir "Doktor Dolittles Zirkus". Und zwar ist mir eine der markanten jugendstiligen Illustrationen bis heute geblieben. Man sieht in einer Allee Dr. Dolittle und den Katzenfuttermann, der mit einem viel zu langen Arm etwas hoch hebt. Die Bildlegende prägte sich ebenso tief ein: "Matthäus schwenkte sein Brot zum Himmel empor." Diese Nichtigkeiten einer skurrilen Gegenwelt finde ich ganz toll.

Aber ich will von meinem aktuellen Lieblingsbilderbuch reden.

Ich begegnete ihm in Mailand, der nächsten großen Metropole des Auslandes, wo ich mich gerne inspiriere. Der italienische Titel des großen, roten Buches von Chen Jianghong war "Io e Mao"- Ich und Mao, viel stärker als in der deutschen Übersetzung "An Großvaters Hand". 


Ich war sofort begeistert von der Unmittelbarkeit der Handzeichnung, von dem Abenteuerlichen des Handwerks. Man spürte die verschiedenen Zeichenwerkzeuge. Pinsel, Feder, der Widerstand auf dem Papier. Die Leichtigkeit der Skizze ist hier erhalten geblieben. 


Chen hat eine große Sicherheit im Wählen des richtigen Moments und des Ausschnitts in den Panels. Wir erleben seine Kindheit an der Hand des Großvaters und lernen ganz viele kleine handwerkliche Details aus Küche und Haushalt kennen. Es sind diese kleinen Handreichungen aus der Kinderperspektive, die das Buch so packend und glaubwürdig machen. 


Wir erleben die Kulturrevolution, den Verlust des Individuellen mit Kinderaugen. Im Gegensatz zu vielen Comics oder Graphic novels zu politischen Umbrüchen, ist es hier das Fehlen jeglichen Clichés, das die große Qualität ausmacht.“

Eduard Mörike und Hannes Binder, "Um Mitternacht" - © Bajazzo Verlag
Chen Jianghong, "An Großvaters Hand", © Moritzverlag

Montag, 30. August 2010

Der Urlaubsdoppelpack: Nicoletta Ceccoli und Klaus Ensikat

Titel und 2 Seiten aus: The girl in the Castle inside the Museum (engl.), Kate Bernheimer, Nicoletta Ceccoli, Schwartz & Wade Books, an imprint of Random House House Children´s Books 2008

"Möchte man Nicoletta Ceccolis Bilder in eine Melodie übersetzen", meint Katharina Günther, eine meiner StudentInnen und große Hilfe bei der Führung dieses Blogs, "so stelle man sich die Klänge einer Spieluhr vor, alt vertraut, verschwommen an Kindheit und verwunschenes Spielzeugland erinnernd - eine anregende Augenweide, insbesondere für kleine und große Mädchenseelen und wirklich zu schön um wahr zu sein.
Das Buch, das diese Schöpferin entrückter, filigraner Bilderwelten empfiehlt, ist ein altbekanntes Märchen: Der Froschkönig: oder Der eiserne Heinrich, illustriert von Binette Schröder."


Dazu meint Nicoletta Ceccoli (eine der erfolgreichsten italienischen Illustratorinnen!): 
"Ich liebe Binettes dramatischen Gebrauch von Perspektiven und Schatten in diesem Buch. Auch erschuf sie für diese Geschichte eine unheimliche, fantastische Landschaft, in der Berge, Bäume und Tiere menschliche Gesichter haben.

Ich liebe auch die Szenen mit den vielfachen Bildern, die einen wunderbaren Sinn für Bewegung schaffen. Binettes Arbeit ist surrealistisch und raffiniert. Ich liebe es, wie durchdacht ihre Kunst für das Auge eines Erwachsenen ist, und dennoch immer noch sehr kommunikativ und verlockend für Kinder."

"Der Froschkönig: oder Der eiserne Heinrich"
Jacob Grimm, Wilhelm Grimm, Binette Schroeder (Illustratorin), 

Nord-Süd-Verlag, Neuauflage 2009 



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Und hier die Empfehlung von Klaus Ensikat:

Klaus Ensikat war einer der berühmtesten Illustratoren der DDR. Seine Grafiken erschienen unter anderem in "Das Magazin" und im "Eulenspiegel". Nach der Vereinigung wurde er Professor für Zeichnen an der FH Hamburg. 1995 erhielt Prof. Ensikat den Kinderliteraturpreis und 1996 wurde sein Lebenswerk mit dem Hans-Christian-Andersen-Preis gewürdigt. Seine neueste Auszeichnung ist der Jugendliteraturpreis 2010 für das Buch „Das Rätsel der Varusschlacht“. 

Nun aber zu dem Favoriten seiner Kindheit, bzw. dem Buch, an das er sich bis heute am liebsten erinnert: James Fenimore Cooper „Der Wildtöter“.

„Ob dieses Buch mein liebstes Kinderbuch war oder ist, kann ich gar nicht sagen. Es hat mich nur sehr beeindruckt. Es hat mich zweimal beeindruckt. Das erste Mal las ich es noch in den 40ziger Jahren, alle 5 Lederstrumpfteile in einem dicken Band und an einem Sonntag. Der Text war sicher schauderhaft verkürzt. Die Figur des Nathaniel Bumpoo ist mir aber seitdem durchaus gegenwärtig. Meine Vorstellung von Natur bzw. nordamerikanischer Wildnis durch den eher spärlichen, märkischen Wald unterstützt, hat das Buch sicher beflügelt. 30 Jahre später begegnete mir der erste Band der Lederstrumpf-Bücher “Der Wildtöter“ im Rahmen eines Illustrationsauftrages. Ich las ein mir unbekanntes, völlig neues Buch. Die Heldengeschichte eines Waldläufers, eines Pelztierjägers war die präzise Schilderung des brutalen Einblicks der europäischen Zivilisation in die Welt der amerikanischen Urbevölkerung. Ein Buch jenseits aller Indianerromantik. Der Zeitpunkt der dargestellten Ereignisse ist historisch genau positioniert. Die handelnden Personen sind differenziert gezeichnet und durchaus ökonomisch determiniert. Es spielt sicher keine Rolle, dass eine Figur wie Nathaniel Bumppo in dieser Umgebung kaum möglich gewesen wäre und auch der edle Wilde zeigt wohl nur eine bessere Möglichkeit. Cooper schreibt die Geschichte mit dem Abstand von fast 100 Jahren . Der Wildtöter erschien 1841, als letztes der Lederstrumpf – Bücher. Diese Welt war da längst verschwunden. Der Pessimismus des Autors den ökologischen Wandel betreffend, ist unübersehbar. Wir werden auf unsere gegenwärtigen Probleme verwiesen. Mehr kann man von Literatur nicht erwarten.“

Klaus Ensikat

Sonntag, 27. Juni 2010

Martin Baltscheit, seine Söhne und das Lieblingsbuch der Drei.

In Wikipedia steht er als deutscher Comiczeichner, Illustrator, Schriftsteller und Schauspieler, bzw. Sprecher. Ich mag ihn als Autor am liebsten. Und am besten gefällt mir sein erfolgreichstes Buch „Vom Löwen, der nicht schreiben konnte“. D. h. , „Die Geschichte vom Fuchs, der den Verstand verlor“ das im Herbst erscheint, und das er mir vorab zukommen ließ, hat große Chancen mit dem Löwen gleichzuziehen.

Nun aber zum Buch, das er am besten findet.
Martin Baltscheit schreibt:

Unser unbestrittenes Lieblingsbuch heißt:
„Das kenn ich schon“ von Moni Port


Meine Söhne, beide 20 Monate alt, lieben dieses Buch auch wenn ich nicht dabei bin.  Mich interessieren solche Bücher eigentlich nicht. Und wenn Kinder mit Büchern kommen, die ich nicht mag, lese ich nicht aus Sympathie oder Mitleid, sondern gar nicht. Ich bin also ein Keine-Schlechte-Bücher-Vorlese-Raben-Vater, oder sagen wir so: ohne was drin für mich, lese ich kein Wort. Aber in Moni Ports Buch gibt es kaum Worte, jedenfalls keine, die Geschichten erzählen und doch ist es ein Buch voller Ideen, Geräusche und Theater.


Die Dinge die wir kennen sind klug ausgewählt und angeordnet und in Wahrheit ist es natürlich pur philosophisch. Meine Jungs lesen vor, zeigen mit ihren Fingern auf die schönen, vereinfachten Zeichnungen und ich bin das Radio, spreche was sie denken, oder hören wollen. Das beste, erste Familienbuch, das ich mir denken Dank. Danke Moni Port!

© Klett Kinderbuch Verlag

 























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